Zunftmeister 1959-1979
Sepp Maucher war Mitgründer und 20 Jahre lang Zunftmeister der Narrenzunft Eberhardzell. Sepp Maucher - in Narrenkreisen Polde genannt - war einer der größten Stimmungsmacher aus dem Umlachtal. Schon Jahre vor der Gründung der Narrenzunft war Sepp Maucher mit dem Bau von kleineren und größeren Fasnetswagen bekannt. Darunter war auch ein lebensgroßer Elefant Namens „Poldi“. Sprach man ab dieser Zeit von „Polde“ war jedem klar – man sprich von Sepp Maucher. Im Jahr 1959 besuchte Sepp Maucher mit seinem Elefanten den Fasnetsumzug in Bad Waldsee. Auf den wenigen Kilometern nach Eberhardzell beschloss die Gruppe um Sepp Maucher, eine eigenen Narrenzunft zu gründen. Dieser stand er in den folgenden 20 Jahren dann als Zunftmeister vor.
Zahlreiche Fest- und Narrenwagen stammten aus seiner Hand. Auf historischen Bildern vielfach belegt, gehörten in den Folgejahren ein Puppenwagen, ein Karussell, Kutschen, ein Flohzirkus, das Rathaus sowie ein Schiff zum Fuhrpark der Zunft.
Noch heute im Einsatz sind die beiden historischen Katzenwagen. Rings um die „kleine“ Katze, nimmt alljährlich die Kindergarde am großen Narrensprung teil. Die große Katze ist das Gefährt für den amtierenden Präsidenten bzw. Präsidentin der jeweiligen Saison, sowie der Präsidentengarde.
Noch vor der Gründung der heutigen Narrenzunft, begab sich eine heitere Geschichte mit Sepp Maucher und seinem Lanz-Bulldog. Damals pries er im Gasthaus „Mohren“ seinen Lanz-Bulldog als Wundergerät an, welches unglaubliches zu leisten vermag. Robert Küfer mochte die Aussagen über das unwahrscheinliche Leistungsvermögen nicht so ganz glauben und meinte: „Sepp, ich wette um einen Kasten Bier, dass dein Lanz nicht mal ‘ne Wurst vom Teller zieht!“
In den nächsten Wochen wurde das Thema nicht weiter verfolgt, bis Sepp Maucher die Geschichte seiner Mutter erzählte. Diese schlug ihm vor, er soll den Kasten auf keinen Fall bezahlen - er solle die Wette an der Fasnet einlösen. So kam es, dass am Fasnetsonntag 1957, nach Ende der Sonntagsmesse, vier Lanz-Bulldog vor der Kirche auffuhren. Sepp hatte ein Jauchefaß angehängt auf dem in großen Buchstaben „Freibier“ stand. Gefüllt war es mit Wasser, das der ortsansässige Malermeister Daiber mit brauner Farbe eingefärbt hatte. Die anderen zogen geschmückte Anhänger, auf denen die Freunde von Sepp Maucher mitfuhren, die bei der Organisation des Spektakels mitwirkten. Hans Lott lief mit einer Schelle umher und teilte den überraschten Kirchgängern mit, dass ein Umzug stattfindet, welcher am Mohren endet. Dort solle der Lanz sein Leistungsvermögen unter Beweis stellen und versuchen eine Wurst von einem Teller zu ziehen.
So fuhr Sepp Maucher mit seinem Lanz, Hermann Petter mit dem der Mühle Eberhardzell, Anton Schreiber mit jenem der Mühle Ritzenweiler und Fritz Stark dem der Heinrichsburg durch den Ort. Hinterher – die Kirchgänger. Am Mohren angekommen bugsierte Sepp seinen Bulldog rückwärts an das Fenster der Wirtschaft. Die Mohrenwirtin bereits einen Teller Rauchwürste auf der Theke angerichtet. Ein Drahtseil wurde durchs Fenster gezogen und um den Teller gelegt. Sepp Maucher setzte sich auf den Bulldog und gab vorsichtig Gas, zu vorsichtig. Das Gerät drohte abzusterben. Geistesgegenwärtig rannte Helmut Fischer zum Lanz und betätigte die Dieselpumpe um den Motor wieder in Schwung zu bringen. Der Motor kam wieder auf Touren und Maucher zog den Teller Rauchwürste vom Tisch. Der Held wurde anschließend gebührend gefeiert, Robert Küfer löste seine Wettschuld ein und die Würste wurden verspeist.