Zunftmeister

Zunftmeister

Die Auflistung der Zunftmeister und zugleich Ersten Vorsitzenden der Narrenzunft ist überschaubar kurz – bis 2019 geht es um Vater und Sohn. 2019 feiert die Narrenzunft Eberhardzell nicht nur ihr 60-jähriges Jubiläum, sondern auch „40 Jahre Zunftmeister Polde“. Von seinem Vater Sepp Maucher wurde ihm praktisch das Amt sowie der Spitzname in die Wiege gelegt. Seit 2019 führt Markus Scheffold die über 1.300 Zeller Narren an.

Markus Scheffold

Zunftmeister seit 2019

Text folgt.

Karl-Heinz "Polde" Maucher

Zunftmeister 1979-2019

Karl-Heinz Maucher wurde die Fasnet sprichwörtlich schon in die Wiege gelegt. Als Schülerpräsident hielt er 1965 seine erste Bütt beim Schülerball. Anfang der 70er Jahre spielte er am 11.11. im Mohren und bei den Bunten Abenden im Postsaal mit den „Teddys“ zum Tanz. Am 11.11.1971 wurde er in den Zunftrat gewählt.

Seine erste Büttenrede beim Bunten Abend hielt er 1973, ein Jahr später sogar zusammen mit seinem Vater Sepp Maucher. In diesem Jahr begleitete er auch „Andreas den Letzten“ (Bürgermeister Schmuker) als Lausbub auf dem Akkordeon.

Im Herbst 1973 wurde er vom Zunftrat beauftragt eine Schalmeienkapelle zu gründen, die in der folgenden Fasnet im Postsaal ihre Premiere feiern konnte. Er schrieb die Noten, war musikalischer Leiter, Vorstand und half auch befreundeten Schalmeien musikalisch auf die Beine.
1977 durfte Polde Maucher die Zeller Narren erstmals als Präsident durch die Saison führen. Zwei Jahre später, beim 20-jährigen Jubiläum der Zunft, wurde er zum Zunftmeister gewählt und somit Nachfolger von seinem Vater Sepp.

Acht Jahre lang war Polde Maucher im Alemannischen Narrenring als Chronist engagiert. In dieser Zeit im Dachverband der schwäbisch-alemannischen Fasnet, betreute er viele Zünfte bei der Aufnahme in den Verband. Beim Ringtreffen in Ulm wurde er 1997 mit dem „Ehrenhäsorden Goldschliff“ ausgezeichnet. Beim Ringtreffen 2001 in Biberach, wurde ihm die „goldene Narrenkappe“ verliehen. Eine äußerst seltene und zugleich die höchste Auszeichnung des ANR.

Polde Maucher ist weit über die Grenzen von Eberhardzell eine geschätzte und geachtete Persönlichkeit der Brauchtumspflege und Narretei. Sein Netzwerk erstreckt sich auf alle Ebenen von Politik, Gesellschaft und Medien. Er war Gast im Staatsministerium Baden-Württemberg, schlürfte mit dem Landevater „a Viertale“ und setzte Landräte ab. Dabei standen seine Bemühungen um die Belange der Fasnet immer im Vordergrund. „Au wenn ih dene manchmol läschdig war.“ sagte er einmal.
In den 40 Jahren als Zunftmeister erlebte er nicht nur einen enormen Mitgliederzuwachs, sondern formte gemeinsam mit dem Zunftrat auch das Profil der Zunft. Wichtig war und ist im bis heute, dass die Wurzeln der Narrenzunft jedem Mitglied bewusst sind, der Brauchtumsgedanke fest verankert ist und die Erinnerungen erhalten bleiben. Wie stark die Narrenzunft als Kulturgut in der Gemeinde platziert ist beweist der Kindergarten, da schon hier das Narrenlied gemeinsam angestimmt wird.

2019 wurde Polde Maucher zum Ehrenzunftmeister der Narrenzunft Eberhardzell ernannt.

Sepp "Polde" Maucher

Zunftmeister 1959-1979

Sepp Maucher war Mitgründer und 20 Jahre lang Zunftmeister der Narrenzunft Eberhardzell. Sepp Maucher - in Narrenkreisen Polde genannt - war einer der größten Stimmungsmacher aus dem Umlachtal. Schon Jahre vor der Gründung der Narrenzunft war Sepp Maucher mit dem Bau von kleineren und größeren Fasnetswagen bekannt. Darunter war auch ein lebensgroßer Elefant Namens „Poldi“. Sprach man ab dieser Zeit von „Polde“ war jedem klar – man sprich von Sepp Maucher. Im Jahr 1959 besuchte Sepp Maucher mit seinem Elefanten den Fasnetsumzug in Bad Waldsee. Auf den wenigen Kilometern nach Eberhardzell beschloss die Gruppe um Sepp Maucher, eine eigenen Narrenzunft zu gründen. Dieser stand er in den folgenden 20 Jahren dann als Zunftmeister vor.
Zahlreiche Fest- und Narrenwagen stammten aus seiner Hand. Auf historischen Bildern vielfach belegt, gehörten in den Folgejahren ein Puppenwagen, ein Karussell, Kutschen, ein Flohzirkus, das Rathaus sowie ein Schiff zum Fuhrpark der Zunft.

Noch heute im Einsatz sind die beiden historischen Katzenwagen. Rings um die „kleine“ Katze, nimmt alljährlich die Kindergarde am großen Narrensprung teil. Die große Katze ist das Gefährt für den amtierenden Präsidenten bzw. Präsidentin der jeweiligen Saison, sowie der Präsidentengarde.

Noch vor der Gründung der heutigen Narrenzunft, begab sich eine heitere Geschichte mit Sepp Maucher und seinem Lanz-Bulldog. Damals pries er im Gasthaus „Mohren“ seinen Lanz-Bulldog als Wundergerät an, welches unglaubliches zu leisten vermag. Robert Küfer mochte die Aussagen über das unwahrscheinliche Leistungsvermögen nicht so ganz glauben und meinte: „Sepp, ich wette um einen Kasten Bier, dass dein Lanz nicht mal ‘ne Wurst vom Teller zieht!“

In den nächsten Wochen wurde das Thema nicht weiter verfolgt, bis Sepp Maucher die Geschichte seiner Mutter erzählte. Diese schlug ihm vor, er soll den Kasten auf keinen Fall bezahlen - er solle die Wette an der Fasnet einlösen. So kam es, dass am Fasnetsonntag 1957, nach Ende der Sonntagsmesse, vier Lanz-Bulldog vor der Kirche auffuhren.  Sepp hatte ein Jauchefaß angehängt auf dem in großen Buchstaben „Freibier“ stand. Gefüllt war es mit Wasser, das der ortsansässige Malermeister Daiber mit brauner Farbe eingefärbt hatte. Die anderen zogen geschmückte Anhänger, auf denen die Freunde von Sepp Maucher mitfuhren, die bei der Organisation des Spektakels mitwirkten. Hans Lott lief mit einer Schelle umher und teilte den überraschten Kirchgängern mit, dass ein Umzug stattfindet, welcher am Mohren endet. Dort solle der Lanz sein Leistungsvermögen unter Beweis stellen und versuchen eine Wurst von einem Teller zu ziehen.

So fuhr Sepp Maucher mit seinem Lanz, Hermann Petter mit dem der Mühle Eberhardzell, Anton Schreiber mit jenem der Mühle Ritzenweiler und Fritz Stark dem der Heinrichsburg durch den Ort. Hinterher – die Kirchgänger. Am Mohren angekommen bugsierte Sepp seinen Bulldog rückwärts an das Fenster der Wirtschaft. Die Mohrenwirtin bereits einen Teller Rauchwürste auf der Theke angerichtet. Ein Drahtseil wurde durchs Fenster gezogen und um den Teller gelegt. Sepp Maucher setzte sich auf den Bulldog und gab vorsichtig Gas, zu vorsichtig. Das Gerät drohte abzusterben. Geistesgegenwärtig rannte Helmut Fischer zum Lanz und betätigte die Dieselpumpe um den Motor wieder in Schwung zu bringen. Der Motor kam wieder auf Touren und Maucher zog den Teller Rauchwürste vom Tisch. Der Held wurde anschließend gebührend gefeiert, Robert Küfer löste seine Wettschuld ein und die Würste wurden verspeist.
Im Verlaufe der Feier wurden noch ein paar Spender gefunden, die das Fest weiter finanzierten. Die Festgesellschaft war so angetan von der Leistung des Gespannes (Polde und sein Lanz), dass sie auch anderen von der Heldentat berichten wollten. So fuhr der Zug am Nachmittag weiter nach Oberessendorf. Dort war die Maschinenfabrik Heber ansässig. Ihres Zeichens Lanz-Handelsvertretung. Herr Heber senior war so hingerissen von der werbewirksamen Darbietung, dass er die ganze Truppe zur Brotzeit in das Gasthaus Krone einlud.

Neben dem Entwurf und Bau von Fasnetswagen, hatte Sepp Maucher eine weitere Leidenschaft – die Büttenreden. Unvergesslich und weit über die Grenzen von Eberhardzell bekannt, waren seine Büttenreden. Zunächst im Saal des Gasthauses Post, dann in der Festhalle. Oftmals stieg er an einem Abend zweimal in die Bütt.

In seiner Amtszeit wurde der Narrenstadel für die Unterstellung der Wagen erworben. Dieser wurde in der Hornstolzer Straße abgebaut und im Mühlweg wieder aufgestellt. Die Kiesgrube beim Allgaierhof wurde zum Festplatz hergerichtet und jährlich ein Waldfest durchgeführt. Zum 20-jährigen Jubiläum der Narrenzunft und seiner Amtszeit als Zunftmeister, führte er die Zeller Narren als „Präsident Sepp VI.“ zum letzten mal durch die Saision. Am 19. Oktober 1979 übergab er das Amt des Zunftmeisters an seinen Sohn Karl-Heinz Maucher „Polde jun.“, welcher 2019 sein 40-jähriges Zunftmeister-Jubiläum feiert.

Sepp Maucher wurde von der Vollversammlung der Narrenzunft einstimmig zum Ehrenzunftmeister ernannt. Der Alemannische Narrenring ehrte ihn mit der Ehrennadel.
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